Sucht/Abhängigkeit

„Sucht ist ein unabweisbares Verlangen nach einem bestimmten Erlebniszustand. Diesem Verlangen werden die Kräfte des Verstandes untergeordnet. Es beeinträchtigt die freie Entfaltung einer Persönlichkeit und zerstört die sozialen Bindungen und die sozialen Chancen des Individuums” (K. Wanke, in Deutsche Hauptstelle für Suchtfragen (Hrsg.), Süchtiges Verhalten, 1985, S. 20).

"Der riskante bzw. abhängige Konsum von Suchtmitteln (z.B. Alkohol, Medikamente, illegale Drogen, Tabak sowie Spiel-, Ess- und Internetsucht) kann zu Krankheiten mit schweren psychischen, sozialen und physischen Folgen führen. Sie sind ein gesellschaftliches Problem, von dem folglich auch Landesbedienstete im Schuldienst nicht ausgenommen sind.

Suchtverhalten ist kein Ausdruck von Charakter- und Willensschwäche und hat vielfältige Ursachen. Betroffen sind auch Menschen, die möglicherweise versuchen Stress, Ängste und Sorgen mit Hilfe von Suchtmitteln zu bewältigen. Dauerhaft riskantes und schädliches Suchtverhalten kann für die Betroffenen schwere Folgen haben, denen sie meist nicht ohne Hilfe von außen entkommen können. Das Verhalten der Betroffenen kann sich dabei auch zunehmend zu einer Belastung für die Partnerinnen und Partner, die Kinder, die Freundinnen und Freunde und die Kolleginnen und Kollegen, die Schülerinnen und Schüler sowie die Vorgesetzten entwickeln." (aus: Dienstvereinbarung für den Umgang mit Suchtproblemen von Landesbediensteten im niedersächsischen Schuldienst und an Studienseminaren - DV Sucht, 2013, S.4).

Beim substanzgebundenen Suchtverhalten sind vor allem Alkohol- und Medikamentenmissbrauch für Auffälligkeiten am Arbeitsplatz verantwortlich, seltener Cannabis-, Kokain- oder Opiatmissbrauch.

Während der Medikamentenmissbrauch aber meistens unauffällig bleibt und häufig auch die Steigerung oder den Erhalt der Leistungsfähigkeit beabsichtigt, geht der Missbrauch von Alkohol oft mit Auffälligkeiten und Dienstpflichtverletzungen einher.

"Der Konsum illegaler wie auch der missbräuchliche Konsum legaler Suchtmittel birgt immer das Risiko schwerer gesundheitlicher Schäden und Abhängigkeiten" (M. Mortler - Drogenbeauftragte der Bundesregierung). Dabei ist unter Experten unstrittig, dass Alkohol bei den Gefahren die Spitzenposition einnimmt.

Neben den substanzgebundenen Abhängigkeitsformen treten auch immer mehr nicht substanzgebundene Störungen, auch Verhaltenssüchte genannt, in den Vordergrund. Hier sind Glücks- und Computerspielsüchte sowie vielfältige Formen von Medienabhängigkeiten von Belang.

Auch "bei nicht stofflichen Süchten findet man eine ähnliche Suchtentwicklung wie bei stofflichen. Der Abhängige braucht den Kick, das Hochgefühl durch das Übermaß. Und er versucht das Hochgefühl immer wieder herzustellen. Je öfter er das tut, desto tiefer gerät er in die Abhängigkeit" (http://suchtprozesse.de/sucht.htm).

Die Folgen für die Betroffenen und das Umfeld sind vergleichbar: Psychische und körperliche Folgeerkrankungen sowie belastete soziale Beziehungen und Arbeitsverhältnisse sind häufig, letztlich kann es auch hier zur völligen Verwahrlosung kommen.

Um manifeste Abhängigkeiten zu verhindern, zielt die Dienstvereinbarung Sucht auf frühe Intervention und Hilfsangebote, die möglichst in der Phase des noch riskanten Konsums die Betroffenen sensibilisieren sollen.